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Die Reise Nach Ohn5

Autor: Daniel


D

ie Sonne verschwindet gerade hinter dem Horizont, als ich zu Finn sage: "Mister Morian, übernehmen sie das Steuer! Ich mache eine Pause." Mit diesen Worten lasse ich ihn an das Steuerrad, gehe an die Reling und zünde mir eine Zigarette an. Wahnsinn wie weit wir von zu Hause weg sind. Und wir haben gerade mal etwas mehr als die Hälfte des Weges hinter uns.

Am Horizont sind die beiden geheimnisvollen Türme von Vasgothia zu erkennen, um die wir beschlossen haben einen großen Bogen zu machen. Gerüchte und Halbwissen weisen ganz deutlich darauf hin, dass man sich von ihnen fernhalten sollte.

Ich nehme noch einen Zug meiner Zigarette und denke über die Geheimnisse der Türme nach, da fällt mir ein Schiff auf, das sich auf der Steuerbordseite des unseren in einiger Entfernung befindet. Es bleibt völlig bewegungslos. Ein Blick durch das Fernglas zeigt, dass sich niemand an Deck befindet.

Ich mache Finn darauf aufmerksam und gebe den Befehl zum Ansteuern. Finn ändert zustimmend den Kurs.

Wir fliegen eine Runde um das fremde Luftschiff herum. Es handelt sich um ein relativ kleines Schiff. Es sollte kein Problem sein, dieses ungefähr zehn Meter lange Konstrukt mit vier Leuten zu fliegen. Doch wo sind diese vier Segler? Wir erkennen keine Kampfesspuren.

So beschließen wir unsere Planke auszulegen und das Geisterschiff zu betreten. In den Reihen unserer Crew herrscht eine gespenstische Stille. Alle blicken gebannt an Deck des fremden Schiffes.

Begleitet von einem lauten Knarzen balancieren Finn, Terp, zwei Mitglieder der Crew und ich über die Planke. Alles ist still.

"Hallo?" rufe ich in die offenstehende Luke, die in den Bauch des Schiffes führt.
Keine Antwort. Ich entzünde eine Fackel und gehe als Erstes nach Unten. Im fahlen Licht der Fackel erkenne ich den Mannschaftsraum. Auf dem Boden liegt eine Schicht Staub. Ein Esstisch deutet darauf hin, dass hier maximal sechs Leute speisen konnten. Es ist immernoch still, so dass man den Wind draußen am Luftschiff vorbei pfeifen hören kann.

Um die Crew schneller zu finden teilen wir uns auf. Ich übernehme die Kapitänskajüte. Die Tür steht offen und ich betrete einen unbelebten Raum. Beim herumstöbern fällt mir das Logbuch des Kapitäns in die Hände. Brennend interessiert Klappe ich es gerade auf, da ruft Finn aus einem der anderen Räume "Das solltet ihr euch mal ansehen."

Sofort klappe ich das kleine Büchlein zu und verlasse den Raum. Gerade noch kann ich Terp erkennen, wie er über die Treppe ein weiteres Deck nach unten hastet. Ich folge ihm. Hier befindet sich der kleine Kanonenraum, bestückt mit zwei kleinkalibrigen Kanonen.

Finn steht in der Mitte des Raumes und schaut von links nach rechts auf den Boden. Ich stelle mich neben ihn und erkenne die 'Attraktion' wegen der er uns gerufen hat. Neben den Kanonen liegen zwei ganz offensichtlich tote Körper.

Den beiden Gestalten, die früher vielleicht einmal Menschen gewesen waren, scheint jeder Tropfen Flüssigkeit entzogen worden zu sein. Ihre Haut ist völlig trocken und legt sich passgenau an das Knochengerüst. In völlig verkrampfter Position liegend, mit kreischend geöffnetem Mund scheinen uns die Leichen aus ihren leeren Augenhöhlen anzustarren.

Aus Neugier beugt sich Finn nach vorn und betrachtet einen der Toten genauer. Langsam bewegt er seinen Finger in Richtung der vertrockneten Stirn. Im Augenblick der Berührung fällt der Kadaver innerhalb von wenigen Sekunden in sich zusammen und hinterlässt nichts als eine kleine Wolke und einen Haufen Staub.
Er sieht uns mit einem geübten unschuldigen Blick an und zuckt mit den Schultern.

Beim genaueren Umsehen im Kanonenraum in dem wir uns befinden fällt auf, dass hier zwar Kanonenkugeln, aber kein Schießpulver gelagert sind. Wir beschließen noch den letzten unerkundeten Raum anzusehen.
Der Weg bringt uns an der Treppe vorbei, die auf dieses Deck führt, durch eine niedrige Tür in einen winzigen Vorraum und schließlich in einen etwas größeren Lagerraum am Heck des Luftschiffes in dem sich die Ruderkette befinden muss.

In der Tür zu diesem Lagerraum liegt eine weitere Leiche, als wäre sie beim Betreten dieses Raumes gerade gestorben und umgefallen. Die rechte Hand ist nach vorn gerichtet und hält eine erloschene Fackel. Sie wiederum zeigt verdächtig auf einen Haufen Fässer, die chaotisch verteilt auf einem Haufen liegen, als hätte sie jemand schnell hierher geschleppt und wahllos hingeworfen.
Wie sich bei genauerer Untersuchung rausstellt sind dies die im Kanonenraum vermissten Schießpulverfässer.

Der trockene Kadaver trägt die Kapitänsuniform. Die Ratlosigkeit, in die uns diese Situation verbannt, bringt mich zurück zu dem Logbuch, dass ich in der Kajüte fand.
Ich schlage es auf und studiere es sorgfaltig. Es ist geschrieben von Kapitän Reduron aus Arcania, den wir hier wohl vor uns liegen sehen. Interessant sind die folgenden Einträge:

"... haben wir Heute Abend ein merkwürdiges und zugleich unheimliches Naturschauspiel miterlebt. Ein Schwarm verschiedenster Vogelarten flog unangenehm laut kreischend um unser Schiff herum, blieb aber friedlich. Nach ungefähr einer halben Stunde des Lärms wurden Die Vögel schlagartig ruhig und setzen sich auf das Schiff. Der Mast, das Deck, die Reling, die Seile. Alles war voll mit Vögeln. Etwa fünf Minuten richteten sie ihre Blicke auf mich und meine Crew.
Dann stürzte sich der erste von Bord, gefolgt von ein Paar weiteren und schließlich dem ganzen Schwarm. Sie flogen nicht etwa davon. Nein, sie sprangen von Deck und fielen gen Boden.
Obwohl keine offensichtliche Gefahr bestand sind die Crew und ich von diesem Vorfall etwas verängstigt."

Dann passiert ein Paar Tage lang nichts. Der nächste ungewöhnlich Eintrag lautet:

"Helmholtz ist heute über Bord gegangen. Ich stand am Steuerrad. Wir machten ruhige Fahrt und ich beobachtete die Crew bei der Arbeit. Helmholtz war gerade dabei Zwei Taue zu verschnüren, da hielt er plötzlich inne und blieb regungslos stehen. Auf mein Zurufen ob alles in Ordnung wäre reagierte er nicht. Dann ging er langsam und etwas ungelenkt zwei Schritte nach vorn und stürzte sich über die Reling. Ich konnte noch hören, wie er während des Fallens anfing zu schreien und wie dieser Schrei immer leiser wurde, bis er schließlich völlig verstummte.
Ich habe keine Ahnung was ihn dazu getrieben hat. Die Passionen mögen mir beistehen! Was soll ich seiner Familie sagen..."

In den folgenden Tagen beschreibt der Kapitän immer öfter, wie sich sein Crew zunehmend merkwürdig benimmt. Von Tagträumen bis zum orientierunglosen Herumlaufen im Bauch des Schiffes.
Die Einträge werden seltener. Zwischen ihnen liegen manchmal zwei bis drei Tage.

"Ich habe das Gefühl den Verstand zu verlieren. Heute stand ich im Kanonenraum und hatte keine Ahnung mehr, wie ich dort hingekommen war. Verdammt! Ich wusste ja nichmal, was ich in den Stunden davor gemacht habe.
Ziriss ist nicht mehr an Bord. Ich habe ihn überall gesucht und nichts gefunden, was auf seinen Aufenthaltsort hinweist. Auch die übrigen zwei Besatzungsmitglieder konnten mir nichts sagen. Irgendetwas merkwürdiges pass"

Dann endet die Nachricht abrupt. Der letzte geschriebene Buchstabe ist schrecklich verschmiert, als hätte jemand die Feder lange auf diese Stelle gedrückt. Auf der nächsten Seite befindet sich die Letzten Zeilen des Logbuchs:

"Balo und Kreyna liegen tot im Kanonenraum. Irgendetwas scheint sie ausgesaugt zu haben. Ist das hier alles echt oder bin ich verrückt geworden? Diese ständigen Blackouts machen es schwer die Realität zu glauben. Ich fürchte es ist echt. Es scheint als hätten wir irgendetwas an Bord. Was auch immer es ist ich will nicht, dass es noch irgendjemand anderem Schaden kann.
Ich werde die wenigen Fässer Sprengpulver benutzen um die Ruderkette zu zerstören. Wenn ich Glück habe reicht es sogar, um das ganze Schiff zu sprengen. Wenn nicht hoffe ich, dass wir auf das Meer im Westen oder über die weite unbewohnte Steppe im Süden getrieben werden. Ich muss mich beeilen, bevor ich wieder Blackout habe. Wer weiß,was passiert wenn es weiß, was ich vor habe."

Ich klappe das Buch lautstark zu und dann wird es hektisch.

"Alles stehen und liegen lassen! Wir gehen von Bord."

Wir rumpeln an Deck und laufen über die Planke an Bord unseres Schiffes. Die Frage, ob irgendetwas über die Planke an Bord gekommen ist außer uns verneint die Crew.

"Planke einholen! Mister Morian bringen sie uns auf Abstand! Mister Schattenhand machen sie die Steuerbordkanonen feuerbereit."

Die Hektik an Bord unseres Schiffes nimmt ab, als wir gute 100 Meter zwischen uns und das fremde Luftschiff gebracht haben. An der Steuerbordreling stehend beobachten ein Teil der Crew und ich das kommende Schauspiel.

"Mister Schattenhand feuern sie auf das untere Heck!"

"Aye Kapitän!"

Keine Sekunde später donnert unsere Feuerkanone los. Eine brennende Kugel fährt in das Heck des Unglücksschiffes. Es folgt eine große Explosion, die das gesamte Heck zerreißt. Der übrig gebliebene brennende Holzhaufen stürzt in Richtung Boden und hinterlässt dabei einen rauchigen Schweif.

Tarek hält es für eine gute Idee unser Luftschiff mit Astralsicht zu durchsuchen und ich stimme ihm zu. Er geht mit einer kleinen Truppe unter Deck und beginnt seine Suche. Ich bleibe mit Finn auf der Brücke.

Es dauert 20 Minuten bis Tarek wieder an Deck kommt und seine Untersuchung dort fortsetzt. Ich überprüfe eines der Instrumente und konzentriere mich auf die Navigation.

"Da!" höre ich unseren Ork rufen.

Ich blicke auf und sehe ihn wie er auf ein Crewmitglied zeigt, das bewegungslos an Deck steht. Terp wirft sich sofort auf ihn und hält ihn am Boden fest. Tarek läuft hinzu und greift dem Crewmitlgied in den Nacken. Mit einem Ruck zieht er etwas winzig kleines hervor und hält es den Beobachtern stolz entgegen.

Tatsächlich ist der Fund so klein, dass ich erst die Brücke verlassen und auf wenige Centimeter herangehen muss um zu erkennen um was es sich handelt. Der Geisterbeschwörer hält ein zeckenartiges kleines Insekt zwischen den Fingernägeln gefangen. Es versucht verzweifelt sich mit seinen kleinen Beinen aus den Fängen des Orks zu befreien.

"Lasst euch von der Größe nicht täuschen! Es ist dämonisch! Ihr müsstet es mal astral sehen!" merkt Tarek erschreckend begeistert an.

Ich greife in meine Tasche und ziehe meine neue Astralbrille heraus. Und tatsächlich: die Schwärze auf diesem kleinen Fleck im Astralraum ist unbeschreiblich. Sie ist sogar so dunkel, dass sie das astrale Leuchten von Objekten dahinter zu verschlingen scheint.

Tareks hand leuchtet dunkelblau auf und das kleine Mistvieh verbrennt in seiner Geisterhand. Um sicherzugehen, dass es nicht noch mehr davon gibt bereitet der Geisterbeschwörer ein Ritual vor, dass diese kleinen Konstrukte auf dem gesamten Schiff aufspüren soll.

Ich vertraue ihm da voll und ganz und sage der Crew sie sollen ihm alles bringen, was er braucht.

Der Abend wird langsam zur Nacht. So ist es uns möglich in einiger Entfernung ein großes Feuer auszumachen. Neugierig fliegen wir näher und erkennen eine halb in einen Berghang eingelassene Steinstadt mit hohen Mauern die in Flammen steht und ein großes Lager davor.

Hoffnungsvolle aber auch misstrauische Blicke treffen unser Schiff, als wir neben den Zelten landen.

Die Reise nach Ohn 1
Die Reise nach Ohn 1.1
Die Reise nach Ohn 1.2
Die Reise nach Ohn 2
Die Reise nach Ohn 3
Die Reise nach Ohn 3.1
Die Reise nach Ohn 4
Die Reise nach Ohn 5
Die Reise nach Ohn 5.1





letzte Änderung 28-Aug-2010 17:58:54 CEST von Daniel.



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