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JSPWiki v2.2.28
 
Ort Der Langen Schatten

Der Unterschied zwischen current version und current version:

''In tiefer Nacht hört man das Flüstern in den Gassen und
Hinterhöfen, wenn Kratas seinen geheimen Traum träumt und sein
Versprechen des schnellen Goldes in die Ohren der Hoffnungslosen
raunt''

- __''Thain Lange Hand, Elfischer Troubadour aus Urupa''__

__''Voiha, frühe Datumsangabe:''__

§§A§§ls die Karawane den Tafelberg erreichte, auf dessen
Rücken die altehrwürdige Zitadelle Kratas thront, regnete es
in Strömen. Vereinzelt sah ich Lichter in der schwarzen
Stadtsilhouette glimmen, die sich scharf gegen den Nachthimmel
abzeichnete. Vermutlich Fackeln auf der Stadtmauer
und am Tor, oder Tavernenfenster, die auch um diese Zeit
noch einsam leuchteten.
Wir folgten der Straße, die sich, eng an den Fels geschmiegt,
nach oben schlängelte. Es war ein mühseliger Aufstieg, denn
sie war steil und das Pflaster regennaß, so daß die Tiere
manchmal ausglitten und die Räder der Karren nicht richtig
greifen konnten. Je höher wir kamen, desto deutlicher konnte
ich die Stadt erkennen. Eine mächtige Mauer umschlang
Kratas wie der Gürtel eines Riesen. Wir steuerten auf das Tor
zu, das einzige, wie ich später feststellte, und im Licht der
Fackeln, die den Vorplatz erleuchteten, konnte ich eine
Handvoll Gestalten erkennen. Lange Ledermäntel schützen
die vor dem prasselnden Regen und als die Karawane sich
endlich vor dem Tor versammelt hatte, kam einer der Männer
auf uns zu. Es war ein Ork von mächtiger Statur und einem
Gesicht, daß schon viele Fäuste gesehen haben mußte. Lässig
stützte er sich auf seinen Speer und im Fackelschein sah ich
ein Auge, daß auf seinen Rundschild gemalt worden war.
Waren das die Wachen der Macht des Auges, von denen

Bhjurke berichtet hatte? Die Gesandten von Garlthik, dem
legendären Dieb und Herrscher der Stadt?
Als sie begannen, die Karawane zu durchsuchen, war ich
mir sicher. Sie schienen ihre Arbeit ernst zu nehmen und gingen
gründlich vor- erst als unser Anführer ihnen ein Faß
Hurlg überließ, konnten wir passieren. Natürlich mußte jeder
der Mitreisenden noch den Wegzoll von zehn Silberstücken
entrichten. Durch Bhjurkes Bericht war ich bestens gewappnet
und drückte im Vorbeireiten dem Ork am Tor ein Goldstück
in die Hand- schließlich wollte ich keinen Ärger machen. Der
Ork grinste freundlich und nickte mir zu, dann winkte er mich
in die Stadt.

Kratas lag vor mir.

Die Gassen waren eng und verwinkelt. Wolken huschten mit
großer Geschwindigkeit über den Himmel und wann immer
sie das fahle Gesicht des Mondes preisgaben, fiel sein Licht auf
das ausgetretene Straßenpflaster, auf dem sich in unregelmäßigen
Abständen Unrat angesammelt hatte. Eine Horde wohlgenährter
Ratten huschten eifrig hin und her, und ich wurde
das Gefühl nicht los, das sie nicht die einzigen waren, die mich
beobachteten.

Die Hauseingänge links und rechts lagen fast einen ganzen
Schritt zurückgesetzt in den Mauern und schienen wie leere
Augenhöhlen in die Dunkelheit zu starren. Ein Blitz zerriß den
Himmel und erschrocken kauerte ich mich für einen Moment
an eine Häuserwand. Mein Blick wanderte nach oben. Erst
jetzt fiel mir auf, daß kaum eines der spitzgiebeligen Fenster
zur Straße hin zeigte, und es in den unteren zwei Stockwerken
gar keine zu geben schien. Ob das hier üblich war?
Als der Donner durch die Gasse rollte, hörte ich ein schlurfendes
Geräusch aus einem der Hauseingänge.

Kratas erscheint einem Reisenden oft verlassen zu sein.
Wenige Gestalten bewegen sich in der Stadt, und oft kann
man hunderte Schritt durch die Straßen wandern, ohne einen
Bewohner zu sehen. Mit Sicherheit aber wird man gesehen.
Hinter den halbgeschloßenen Läden der Fenster, um
Häuserecken und aus dunklen Seitengassen heraus folgen
einem mißtrauische, neugierige und vor allem abschätzende
Blicke. Die Stadt lebt, und ein Neuankömmling, der Kratas am
Tag durchwandert hat, wird es Nachts nicht wiedererkennen.
Dennoch wäre er gut beraten, im Haus zu bleiben, denn nicht
viele Fremde überleben eine Nacht im Freien.
Zu leicht kann es passieren, zwischen zwei rivalisierende
Diebesbanden zu geraten, die mit Spionen und solchen, die sie
für welche halten, kurzen Prozeß machen.
Es ist allemal sicherer, in seinem Zimmer zu verweilen und
Fenster und Türen fest zu verriegeln. Eine Nachtwache und
eine verbarrikadierte Tür scheinen ebenfalls empfehlenswert.
Die meisten Bewohner der Stadt, die nicht zu den Verbrechern
und deren Gefolge gehören, leiden unter der
Gewaltherrschaft. Dennoch bleiben sie, weil sie sich hier
sicher fühlen - so seltsam das klingen mag.
Trotz der Rivalität einiger Gruppen hat sich zwischen den
Bewohnern ein merkwürdiger Zusammenhalt entwickelt, der
für Außenstehende nur schwer zu begreifen ist. Die Diebe
sind zu dem Schluß gekommen, das eine Stadt ihre Bürger
braucht, und lassen sie bei ihren Aktivitäten in der Regel in
Ruhe. Nur so ist es zu erklären, das Kratas nicht nur zwielichtigen
Gestalten eine Heimat ist, sondern auch Händler,
Scholaren, Handwerker und Kunstschaffende in den verfalllenden
Mauern leben. Tatsächlich stellen sie sogar die
Mehrheit der Bewohner. Nur etwa ein Drittel aller Kratraer
gehen im Schweiße ihres Angesichts dem Diebeshandwerk
nach. Zwar leben die ehrbaren Bürger mit der ständigen
Bedrohung von Überfällen, ziehen es aber dennoch vor, ihrem
Geschäft in der Stadt der Diebe nach-zugehen, da sie hier eine
bessere Bezahlung als anderswo erwarten können und nicht
unter der Last von Steuern stöhnen müssen.


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