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Ein Krieger Der Truxer

Autor: Scar, Geselle 4. Kreis


Ein Krieger der Truxer - Tagebuch von Scar, dem Gesellen

Ich habe die letzten Tage in Throal und Märkteburg damit verbracht, die schier endlose Vielfalt an Waren zu studieren, deren Verfügbarkeit scheinbar nur von der Größe meines Geldbeutels begrenzt wird. Ich habe stauend das Gewusel auf dem großen Basar in Throal (wobei groß in meinen Augen noch immer eine Untertreibung ist), den Händler- und Handwerksgassen in Märkteburg und der Königsstraße verfolgt...so viele Namensgaber wie hier habe ich in einem ganzen Jahr in Tansardia nicht gesehen. Außerdem habe ich einige interessante Niederschriften zwergischer Mären und Legenden in der Bibliothek gefunden, die mich ganze Tage in ihren Bann zogen.

Leider waren diese Unternehmungen meinem ohnehin eher luftig gefüllten Geldbeutel wenig zuträglich und ich sah mich gezwungen von meinem Durst nach Wissen abzulassen und mich stattdessen dem Drängen meines Magens zu widmen.

Glücklicher Weise habe ich heute erfahren, dass Dromur Starkfuß, ein Sholar der Zwerge, Begleitung für eine Reise mit dem Luftschiff in den Servus Dschungel sucht. Er will dort offenbar ein einheimisches Volk studieren, dass sich selbst Truxer nennt. Das klingt sehr interessant, zumal ich selbst von diesem Volk noch nie etwas gehört habe.

Ohne groß zu überlegen, entbot ich meine Dienste. Vielleicht lässt sich auf der Reise ja Nützliches mit Vergnüglichem verbinden, denn mein letzter Flug mit dem Luftschiff liegt schon eine Weile zurück und ich empfinde diese Reisen immer als angenehm.

Seit der Abreise aus Throal sind nun drei Tage vergangen. Die Reise verlief bisher entspannend und kurzweilig wie erwartet. Ich verbringe meine Zeit damit, den Geschichten der Luftsegler zu lauschen und sie bei ihrer Arbeit zu studieren. Wirklich bemerkenswert, mit welchem akrobatischen Geschick die Segler in den Wanten herum klettern. Gegen Mittag haben wir die Ausläufer des Dschungels erreicht, seitdem hänge ich an der Reling und lasse diese grandiose Aussicht auf mich wirken... unbeschreiblich.

Dromur hält sich die meiste Zeit in seiner Kabine auf und brütet wohl über seinen Aufzeichnungen, so dass ich von ihm nicht mehr über die Truxern in Erfahrung bringen kann.

Gegen Nachmittag so sagt der Kapitän sollen wir Port Gherrio erreichen. Ein ausgemustertes und zu einem Lufthafen umgebauten Luftschiff, welches über dem Blätterdach des Servus Dschungels schwebt und dem Windling und Namensstifter Gherrio gehört.

Ich sitze hier jetzt seit knapp einer Woche fest. Dromur ist bereits einen Tag nach unserer Ankunft in den Dschungel aufgebrochen. Allein. Trotz der Warnungen der Holzfäller. Ich hoffe er findet die Truxer und wird nicht vom Dschungel verschlungen.

Mich hat mal wieder mein sturer Durst nach Erlebnissen, Eindrücken und Wissen in diese Lage versetzt. Dromurs Bezahlung, die die Luft in meinem Geldbeutel zu mindestens etwas ausfüllen konnte, ist auf wenige Silberstücke zusammengeschrumpft. Es erstaunt mich immer wieder mit welcher Zielsicherheit, für die jeder Schütze mich vermutlich beneiden würde, die Silberlinge aus meinem Geldbeutel in die Hände anderer Namensgeber entfliehen.

Anstatt mit dem Schiff, dass Dromur nach Port Gherrio brachte wieder zurück zu segeln, entschied ich mich, noch ein wenig hier zu verweilen und ging in meiner jugendlichen Naivität davon aus, dass der Hafen regelmäßig angeflogen werden würde. Wie ich jetzt erfahren habe wird es aber noch einige Zeit dauern, bis das nächste Schiff hier planmäßig erwartet wird...

Ich versuche das Beste aus meiner Situation zu machen und vertreibe mir die Zeit mit den reichhaltigen Vergnügungen, die Port Gherrio zu bieten hat. Trinken und Glücksspiel. Um mich über Wasser halten können habe ich bei Quin (Geldverleiher) einen Kredit über einige Silberstücke aufgenommen und hoffe inständig, dass sich mir ein Weg zeigen wird, um hier wegzukommen.

In den letzten Tagen habe ich einen Stimmungsumschwung unter der "Besatzung" bemerkt. Abgesehen davon, dass immer wieder mal Holzfäller von den Dschungelbewohnern (liebevoll als Wilde bezeichnet) beim Arbeiten getötet werden, scheint nun auch noch ein Transportschiff des Hafens, die Eber, vermisst zu werden.

Endlich! Heute hat ein Luftschiff am Hafen angelegt, hoffentlich ergibt sich jetzt für mich eine Gelegenheit hier zu verschwinden. Nicht, dass es auf Port Gherrio nicht auszuhalten wäre, aber jeden Tag der gleiche Trott... ich brauche langsam wieder etwas Abwechslung. Außerdem brauche ich dringend Geld, um Quin zu bezahlen.

Auch unter der "Besatzung" scheint die Ankunft des Schiffes für bessere Stimmung zu sorgen. Seit zwei Tagen wird die Eber nun schon vermisst und offenbar hofft man auf gute Nachrichten von der Besatzung der Wolkentreiber.

Tatsächlich konnte diese wohl ein havariertes Beiboot des Transportschiffes aufnehmen und einen schwerverletzen Überlebenden bergen.

Ebenfalls mit der Wolkentreiber eingetroffen ist eine Gruppe Reisender, bestehend aus zwei Elfen und einem Menschen. Dieses etwas deplatziert wirkende Grüppchen gehört ganz sicher nicht zur Besatzung des Schiffes, ich gehe davon aus, dass es sich um Abenteurer handelt.

Irgendwie finde ich es amüsant, dass zwei Vertreter eines als äußerst naturverbunden geltenden Volkes freiwillig einen Hafen aufsuchen, der seinen Reichtum überwiegend dem Handel mit edlen Dschungelhölzern verdankt. Allerdings ist mein Wissen über Elfen eher als lückenhaft zu bezeichnen und selbst das wäre mir noch geschmeichelt.

Ich habe richtig vermutet. Bei dem Gespann handelt es sich tatsächlich um Abenteurer. Sie stellten sich als Farin, Krom (die beiden Elfen) und Vraeg vor und haben mich angesprochen. Sie sagen sie sind im Auftrag der Großen Bibliothek unterwegs, die sie beauftragt habe nach einem Dromur Starkfuß zu suchen. Er solle sich vermutlich im Servus aufhalten. Zufälle gibt es...

Farin scheint eine Art Anführer der Abenteurer zu sein, jedenfalls übernimmt er meistens die Gesprächsführung, wird allerdings öfter von dem scheinbar...zielorientierteren...Krom unterbrochen.

Ich erzähle Farin, dass ich Dromur kennen würde und mit ihm hier her gereist bin. Wegen dieser Äußerung werde ich auch sogleich dafür eingespannt, näheres über den Verbleib von Dromur in Erfahrung zu bringen. Dankbar für ein wenig Ablenkung (und die Silberlinge, die mir dafür angeboten wurde) erklärte ich mich dazu einverstanden.

Die drei haben sich dann wohl bei Schlurfis Unterkünften einquartiert und wollen den Hafen etwas näher kennen lernen. Ich werde mich gleich um die gewünschten Informationen kümmern.

Ich bin gerade auf den Weg zum Büro der Großen Bibliothek, da tritt Gherrio aus seinem Krähennest und verkündet mit deutlicher Stimme, dass er eine Belohnung von 10.000 Silberstücken auf die Wiederbeschaffung der Eber aussetzt. Wie er es wohl anstellt, dass wir ihn auf diese Entfernung hören können? Egal wo ich mich auf dem Schiff befand. Immer wenn Gherrio etwas zu sagen hatte, konnte ich ihn problemlos verstehen. Interessante Fähigkeit.

Ich bin nicht wirklich verwundert, dass sich der Überlebende aus dem Beiboot plötzlich allgemeiner Beliebtheit erfreut. Der Kleriker, der seine Wunden versorgt, hat alle Hände voll zu tun, die vielen neuen Freunde des Verwundeten in ihre Schranken zu weisen.

Auch meine neuen Gefährten fiebern offenbar dem Silber entgegen. Auch sie versuchen mit dem Überlebenden in Kontakt zu treten... und scheitern ebenso wie alle anderen an dem Kleriker, der seinen Schutzbefohlenen hütet, wie die Katze ihre Jungen.

Ermordet! Irgendwer ist so eben in die Unterkunft des Heilers eingedrungen und hat den Überlebenden gemeuchelt. Es wird erzählt, ihm sei der ganze Brustkorb aufgerissen worden, Spuren gäbe es keine. Ich sollte meine neuen "Freunde" befragen, vielleicht haben sie ja etwas gesehen.

Der Angestellte im Büro der Große Bibliothek wollte nicht wirklich mit mir reden, scheinbar wusste er die ungeheure Ehre nicht zu schätzen, die ihm die Bibliothek zu teil werden ließ. Hier im Nirgendwo in einem kleinen Büro sein Dasein zu fristen, was kann es schöneres geben? Dieses Büro hat die Bibliothek vor einer ganzen Weile eingerichtet, als in der Nähe von Port Gherrio alte Ruinen entdeckt wurden, die seitdem als Pilgerstätte für allerlei Abenteuerlustige dient.

Ich kann dem Zwerg immerhin entlocken dass Dromur wohl damals mit irgendwelchen Holzfällern aufgebrochen ist, oder dies vorhatte. Damit lässt sich doch etwas anfangen. Ich werde ein paar der Holzfäller und den Vorarbeiter befragen.

Der Vorarbeiter hat berichtet, dass Dormur damals mit einem Arbeitertrupp in Richtung Norden aufgebrochen ist. Unter Port Gherrio befindet sich eine Art Lagerplatz für die geschlagenen Hölzer. Von dort führen Pfade strahlenförmig in den Dschungel. Nach einem etwa sechs stündigen Marsch (ein Tagesmarsch mit Holzfuhren) führen diese Pfade jeweils auf ein Lager der Holzfäller, in weiteren sechs Marschstunden Entfernung befindet sich ein weiteres Lager, dann geht es nur noch in den endlosen Dschungel. Sieht so aus, als sei Dromur mit einem der Trupps zu einem dieser Lager aufgebrochen. Vielleicht erinnern sich die Arbeiter von damals an mehr...

Ich habe Farin von meinen Erkenntnissen unterrichtet und er bot mir an, die drei bei ihrer Suche zu unterstützen, gegen eine Aufstockung meiner Bezahlung versteht sich. Das Silber würde reichen um den Kredit bei Quin zu bezahlen!

Ich habe zugestimmt die drei zu begleiten und habe auch gleich meine Schulden beglichen. Die drei planen am nächsten Morgen den Arbeitertrupp, der nach Norden zieht, zu begleiten.

Seit einigen Tagen irren wir nun schon durch den Dschungel ohne irgendein Zeichen, dass der Zwerg wirklich hier gewesen ist und rasten gerade unter einem Urwaldriesen.

Krom, der die Führung durch den Dschungel übernommen hat, scheint ein Meister der Fährtensuche zu sein. Mit der stoischen Gelassenheit eines Steins folgt er einem Pfad, den nur er sehen kann und auf dem wir schon gefühlte 20 Male die Richtung wechselten. Vor wenigen Augenblicken erst versuchte Vraeg ihm zu erklärten, dass wir schon einmal an der Stelle vorbei gekommen sind. Krom aber folgte "seinem" Pfad mit der Überzeugung eines Predigers, der die Worte seiner Passion verkündet.

Ich hoffe wir finden bald ... irgendwas ... ich hasse den Dschungel. Diese schwüle Hitze, die Moskitos, der Schweiß, das schwere Gepäck und dazu noch kaum Trinkwasser...

Wir sind gefangen genommen worden und durften heute unsere Hütten verlassen und können uns halbwegs frei im Dorf bewegen..

Wir waren vor zwei oder drei Tagen endlich auf einen Flusslauf gestoßen, der uns zu einer kleinen Lichtung führte. Dort angekommen, beschlich mich plötzlich das Gefühl beobachtet zu werden. Einigen meiner Gefährten erging es wohl ähnlich, denn sie blickten sich immer wieder nervös um. Farin schien dies schon seit der letzten Wache so zu ergehen, denn dort hatte er einen Papagei mit einem Zauber zerlegt, den er wohl für einen Angreifer oder was auch immer gehalten hatte.

Kaum hatten wir uns alle dem Gefühl der Paranoia hingegeben, als dieses auch schon mit dem Erscheinen einiger Einheimischer (deren Gefangene wir jetzt sind) belohnt wurde, die etwa einen Schritt lange bemalte Baumrinden als Masken trugen...ein furchteinflößender Anblick.

Farin, sichtlich um diplomatisches Vorgehen bemüht, muss wohl eine der Gestalten versehentlich mit einem Zauberspruch angegriffen haben. Diese Form der Begrüßung wurde von den Einheimischen so gleich durch gezielte Stock- und Steinwürde beantwortet. Dann wurden große Netze über uns geworfen und wir wurden darin eingewickelt. Wir versuchten zunächst, uns zu befreien, aber es waren einfach zu viele. Also ergaben wir uns unserem Schicksal.

Nach einer Weile tauchte der Häuptling der Einheimischen auf und begann mit seinen Leuten zu reden. Ich witterte unsere Chance, hier vielleicht etwas bewegen zu können und begann den melodischen Stimmen der Einheimischen zu lauschen. Ich konzentrierte mich und spürte, wie einzelne Aspekte der adaptierten Magier-Disziplin meinen Körper durchfluteten. Langsam aber sicher konnte ich verstehen, worüber sich die Einheimischen überhielten. Waren es in den ersten Augenblicken nur einzelne Wörter, konnte ich schon kurz darauf den Gesprächen folgen.

Dann ergriff ich das Wort und erklärte, dass wir Dromur Starkfuß suchen würden und keinesfalls gekommen waren ihren Wald zu töten, wie die Männer mit den Äxten aus dem fliegenden Dort.

Der Häuptling, sichtlich überrascht, dass ich die Sprache seines Volkes verstand, war zumindest geneigt mir zu glauben, dass ich Dromur kennen könnte (offenbar tat er es auch) und entschied, dass die Einheimischen uns in ihr Dorf bringen sollten.

Dort trafen wir Dromur und konnten ihm unsere Situation erklären. Er bestätigte dem Häuptling, mich zu kennen, was diesen sichtlich beruhigte. Dies und das Versprechen, dass wir nichts Dummes anstellen würden, erlaubte es uns dann, uns frei (aber bewacht) im Dorf bewegen zu dürfen.

Dromur war also offensichtlich auf die Truxer gestoßen.

Ich nutze die Chance und sehe mich etwas in dem Dorf um. Die Truxer mögen aus unserer Sicht archaisch wirken, aber ihre einzigartige Symbiose zwischen ihnen und dem Wald sorgt dafür, dass sie alles haben, was sie zum Leben brauchen und sicher glücklich mit ihrem Leben sind. Bleibt nur zu hoffen, dass die Gier von Port Gherrio und letztlich die eines jeden luxusverwöhnten Barsaivers nicht irgendwann diese Idylle zerstört, ich fürchte jedoch, dass diese Hoffnung wohl auf kurz oder lang unerfüllt bleiben wird.

Ich habe im Dorf einen alten Mann kennen gelernt, der sich Schwarzer Finger nennt. Er war dabei einen jungen Mann zu tätowierten und erklärte, dass dies dazu gehöre, wenn ein Kind zum Manne wird.

Während des Abendmahls spricht mich am Lagerfeuer ein Krieger (Schnelle Pranke) des Dorfes an. Mir fällt sofort aus, dass er ungewöhnlich blaue hat. Alle Truxer haben sonst dunkle Haare und dunkle Augen. Er fragt mich nachdem Grund unseres Hierseins und woher ich stammen würde. Dann erkundigt er sich, ob wir allein gekommen waren, oder uns jemand folgt nur um gleich darauf aufzustehen und im Wald zu verschwinden. Eigenartig.

Später am Abend und wir machen uns fertig für einen frühen Aufbruch am Morgen. So eben hatten wir ein Gespräch mit dem Häuptling, der uns mitteilte, dass er uns einem Test unterziehen werde. Bestehen wir, wird er uns glauben, wenn nicht, dann...

Wir sollen morgen eine Höhle aufsuchen, in der die Truxer die "dunkle Zeit" überstanden haben (damit wird wohl die Plage gemeint sein). Den Eingang der Höhle schützte einst ein großer Krieger. Dieser veränderte sich mit der Zeit jedoch und wurde immer bösartiger, so dass die Truxer irgendwann nur noch Angst vor ihm hatten. Als die dunkle Zeit beendet war, flohen sie vor ihm aus dem Kaer und dabei haben sie ein wertvolles Artefakt (einen Stein) zurückgelassen. Als Beweis unserer Worte sollen wir diesen Stein bergen.

Der Schamane des Dorfes wird uns zum Eingang des Kaers begleiten.

Viele Tage sind inzwischen vergangen und wir befinden uns in einer Hütte der Holzfäller und erholen uns vom Kampf gegen das Luftschiff der Sklavenhändler. Ich hatte zuvor keine Möglichkeit zu schreiben, warum, werde ich jetzt berichten.

Die folgenden Ereignisse sind aus dem Gedächtnis rekonstruiert und daher lückenhaft, mein derzeitiger Zustand (ich habe diverse Wunden) ist nicht wirklich förderlich für eine detailgetreue Wiedergabe, aber ich werde mich bemühen.

Nachdem uns also der Schamane des Truxer-Dorfes zum Kaer begleitet hatte, machten wir uns an die Erkundung des gleichen. Der Eingang war unscheinbar, ein kleiner Erdhügel mit einer schmalen Öffnung.

Farin, Krom und ich zwängten uns also durch die Öffnung, während Vraeg den Eingang bewachte.

Farin und Krom begannen sogleich mit einer halsbrecherischen Rutschfahrt, da sich nach dem Eingang zum Kaer eine vielleicht zwanzig Schritt lange, sehr steile Schräge befand, die die beiden in Gänze hinab rutschten. Den Passionen sei Dank, dass sie nur oberflächliche Schürfwunden davon getragen haben. Ich indes wusste das Klettergeschirr geschickter zu nutzen...

Nachdem der Schock des Abstiegs überwunden war, zwängten wir uns einen schmalen Gang entlang, der kaum hoch genug zum Kriechen gewesen ist. An dessen Ende befand sich ein Loch in der Decke, welches mit irgendwelchen dichten Pflanzen zugewuchert war, die mit allerlei Getier bevölkert gewesen sind.

Unter Aufbietung allen Willens und der panischen Hoffnung, dass die Passage sicher gleich zu Ende ist, zwängten wir uns nach einander durch die Öffnung. Ich dachte ich würde in diesem Kaninchenbau ersticken, aber gerade als mich die Panik vollends zu übermannen drohte, stieß ich durch die Pflanzendecke. Nur um dann festzustellen, dass wir offenbar eine Art Vorsprung erreicht hatten, denn nur ein kurzes Stück weiter ging es wieder steil abwärts in einen etwa ein Schritt durchmessenden Schacht gefüllt mit Wasser, der offenbar nur nach unten (tiefer ins Wasser) führte

Hier tauchten wir dann unter und bemerkten einen schmalen Abzweig, den wir entlang tauchten. Außer Atem und teilweise nach Luft japsend, wie ein Fisch an Land, machten wir eine kurze Pause.

Dann mussten wir uns erneut durch eine solche zugewucherte Engstelle zwängen und erneut ergriff mich ein Fluchtreflex, den ich nur schwer verdrängen konnte.

Unsere Mühen sollten jedoch belohnt werden, denn endlich stießen wir auf eine Tür...und ein Speer aus einer versteckten Luke in Farins Brustkorb. Dieser war voran gegangen und muss eine Falle übersehen und ausgelöst haben. Der Speer verwundete ihn recht schwer, aber seine Wunde konnte provisorisch verbunden werden, so dass wir die Erkundung fortsetzen konnten.

Hier nun wird meine Erinnerung etwas lückenhaft. Ich weiß noch, dass wir die einzelnen Räume, die eher an Kammern eines Nagetier-Baus erinnerten, durchsuchten. Das nächste woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich versuchte einen Fluss zu überqueren, um zu den Unterkünften gefangener Einheimischer zu gelangen. Ein Luftschiff, wild mit den Feuerkanonen um sich feuernd, kreiste über uns und den Hütten der Gefangenen. Teile des umgebenden Waldes und einige Hütten brannten bereits.

Was war passiert? Ich weiß es nicht genau. Aus Gesprächen meiner Gefährten entnehme ich, dass im Kaer das Artefakt gefunden und dann ins Dorf gebracht wurde. Als das Artefakt aufgenommen worden ist, fegte plötzlich ein tosender Wind durch das Kaer und Vraeg (der vor dem Kaer Wache hielt) entdeckte eine baumartige, geisterhafte Kreatur das Kaer verlassen. Das klang gar nicht gut... Das Dorf der Truxer ist dann zu allem Überfluss wohl angegriffen worden und einige Leute wurden gefangen genommen. Vermutlich von Sklavenhändlern. Wir sollen dann losgezogen sein, diese zu finden und stießen tatsächlich irgendwo an einem Fluss auf ein Lager der Jäger und beschlossen die Gefangen zu befreien.

Ich versuche also das andere Ufer des Flusses zu erreichen, aber die Strömung reißt mich mit sich und mal wieder überkommt mich Panik, dass ich ersticken werde. Plötzlich packt mich jemand am Kragen und zieht mich aus dem Wasser. Ich versuche zu ergründen, wem ich meine Rettung zu verdanken habe und blicke in das Gesicht von Schnelle Pranke, der mich mit den Wort: "Du wirst noch gebraucht" auf dem Boden absetzt.

Mit dem Gesichtsausdruck eines Schwachsinnigen stammele ich irgendetwas vor mich hin, denn Schnelle Prankes Leiche hatten wir zuvor unter den Opfern des Angriffes auf das Dorf gefunden.

Noch während meine Gedanken diesen Umstand verarbeiten, sehe ich direkt neben mir den Schamanen des Dorfes am Ufer kauern, das Artefakt aus dem Kaer festumklammert und aus unzähligen kleinen und großen Wunden blutend. Ohne nachzudenken nähere ich mich dem Alten und berühre das Artefakt. Plötzlich überkommt mich das Verlangen, das Artefakt mit meiner Fadensicht zu studieren und in dem Glauben dem Alten damit zu helfen, gebe ich dem nach. Sogleich entdecke ich Schnelle Pranke wieder, wie er mit einem riesigen Schild die Geschosse des Luftschiffs abwehrend über einer der Hütten schwebt. Hinter dem Alten entdecke ich eine schaurig wirkende, baumartige Gestalt, die den Alten mit seinen peitschenähnlichen Zweigenarmen geißelt. Schnelle Pranke, das Ding, der Alte und nun auch ich, scheinen durch Fäden mit dem Artefakt verbunden.

Noch während ich das alles in mich aufnehme, merke ich wie sowohl der Alte als auch Schnelle Pranke um meine Aufmerksamkeit buhlen. In der Hoffnung, der Krieger kann auf sich aufpassen, schütze ich den Alten und lenke somit das Ding von ihm ab. Das Baumwesen schreit schaurig und beginnt mich zu traktieren, wie zuvor den Alten, der langsam aber unaufhaltsam seinen Verletzungen zu erliegen scheint. Tolle Aussichten!

Ich habe keine Zeit mir deswegen Gedanken zu machen, denn schon fleht der Krieger um Aufmerksamkeit und erbittet meinen Beistand, um die fliehenden Gefangenen zu schützen. Krom war bereits bei deren Hütten zu Gange und hatte schon diverse Menschen befreien können, die nun alle vor dem Beschuss des Luftschiffes fliehen. Von meinen anderen Gefährten ist nichts zu sehen, aber ich weiß, sie sind hier irgendwo.

Ich gewähre dem Krieger meine Hilfe und habe das Gefühl einen Teil von mir selbst dafür zu opfern. Im nächsten Moment beginnt mich das Ding erneut zu peinigen. Ich muss durchhalten, denn die Einheimischen sind nicht sicher. Es befinden sich nicht nur Truxer unter ihnen sondern auch andere Menschen, wie ich kurz bemerke.

Kurz bevor ich das Gefühl habe, zerrissen zu werden, bitte ich den Krieger das Luftschiff anzugreifen und gebe all meine Kraft. Ich sehe noch, wie Schnelle Pranke den Mast des Schiffes mit einem wuchtigen Schlag spaltet, dann wird es schwarz um mich.

Die nächsten Tage und Nächte erlebe ich wie in Trance. Ich höre plötzlich diese Stimme, die mich drängt nach Westen zu ziehen und irgendwie versucht mich gegen meine Gefährten aufzubringen. Mal befreit mich etwas von meinen Schmerzen, mal spüren ich sie in voller Wucht auf mich einstürmen. Fiber hat mich erfasst und meine Wunden brennen. Wir finden die Eber unweit der Hütten der Gefangenen. Die Besatzung ist misstrauisch. Ich will mich mit meinen Gefährten verständigen und sie sehen mich an, als wäre ich ein Dämon. Sie flüstern und wispern. Die Stimme ist überzeugt, dass meine Gefährten mich töten wollen. Ich kämpfe gegen die Stimme und schreie. Ich höre meine Gefährten sich vor Schmerzen winden. Wir versuchen den Rückweg zum Dorf anzutreten. Ich werde beäugt wie eine Bestie. Farin steckt mir ein Messer zu. Ich solle mich richten, wenn es soweit ist. Ich verstehe nicht was er meint. Ich verstehe nicht was vor sich geht.

Auf dem Rückweg klären sich langsam meine Gedanken. Die Stimme wird schwächer, nicht mehr drängend. Farin erklärt mir ich sei zwar nicht von einem Dämon besessen, aber stehe irgendwie mit einem Geist in Verbindung. Ich bin mir nicht sicher, ob mich das beruhigen soll... Er könne im Astralraum neben mir dessen Präsenz ausmachen. Ich nicke wissend, habe aber nicht wirklich verstanden, was Farin mir zu erklären versucht. Bessen! Halt es fortwährend in meinem Geiste wieder. Stammelnd versuche ich den Gefährten zu erklären, was passiert ist. Ich glaube, ich war nicht überzeugend, aber ich sehe Zweifel in ihren Gesichtern. Aber ob die Zweifel ihrer Überzeugung gelten, dass ich besessen wäre oder dem Wahrheitsgehalt meiner Erzählung. Ich weiß es nicht.

Krom hat zwar den Weg zum Dorf nicht gefunden, dafür jedoch den Weg zurück nach Gherrio. Ich werde zum Kleriker gebracht, der sich um mich kümmert. Er gibt mir eine Kräuterpackung und ich finde endlich etwas Ruhe und kann schlafen.

Plötzlich werde ich aus dem Schlaf gerissen. Krom steht vor mir und will mich aus dem Bett zerren, er schleift mich aus der Hütte des Heilers und deutet auf den Lastenaufzug. Dort warten wir zusammen mit Vraeg auf den Flaschenzug, Farin lenkte den Heiler ab. Was geht hier vor sich? Krom dauert das Warten auf den Aufzug zu lange, er bezahlt den Kapitän eines kleinen Bootes, um uns nach unten zu schiffen. Als wir ablegen sehe ich wie Farin von Wachen umringt ist.

Wir quartieren uns in einer der Holzhütten der Arbeiter ein, in der ich nun gerade diese Zeilen schreibe. Farin kam gestern zurück und erklärte er hätte mit Gherrio ein Gespräch gehabt, ihm sei zu Ohren gekommen, einer aus unserer Gruppe (wer kann das wohl sein) sei besessen.

Wie das Gespräch genau ablief kann ich nur erahnen, auf Grund meiner Verletzungen konnte ich auch nicht wirklich zu hören. Er hatte sich wohl mit Gherrio geeinigt, dass wir ihm beweisen, dass niemand besessen ist, wenn wir Port Gherrio das nächst mal betreten. Jeder, der diesen Beweis nicht anstellen kann, wird gerichtet werden. Da werde ich doch gleich viel ruhiger schlafen. Bestandteil dieser Vereinbarung war auch, dass sich unser Anteil für die Rettung der Eber auf 7.500 Silberlinge verringert.

Heute kam der Heiler aus Gherrio zu mir in die Hütte und versorgte meine Wunden. Er flüsterte mir zu, dass meine Kameraden verrückt seien und ich fliehen solle. Es würde ein Luftschiff für mich bereit stehen. Nur für alle Fälle.

Bisher hatten meine Gefährten mich am Leben gelassen, trotz meiner … Ausfälle. Sie hatten mir Vertrauen entgegen gebracht und ich werde es nicht enttäuschen. Ich werde bei ihnen bleiben, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen.

Ich sollte mich noch ein wenig ausruhen.

Was für ein Anlick! Nachdem ich meine Verletzungen dank der Hilfe des Heilers auskurieren konnte, brachen wir zum Dorf der Truxer auf. Irgendwie hat es Krom auch tatsächlich geschafft, das Dorf zu finden und ich hatte schon befürchtet, wir würden in der Nähe von Lindberg den Servus verlassen...

Die Stimme scheint jetzt sehr schwach zu sein, ich hoffe sie bald besiegt zu haben. Vielleicht ist ja alles bald vorbei?

Wenn ich mir die Truxer so ansehe, habe ich da aber so meine Zweifel. Irgendeine Krankheit hat das Dorf erfasst, die Bewohner siechen vor sich, sie stöhnen und schwitzen vor Fiber. Keine lebhaften, neugierigen Kinder wie bei unserem ersten Besuch. Ob das Dorf wohl auch irgendwie mit dem Artefakt zusammenhängt?

Auch der Häuptling ist erkrankt. Schwarzer Finger ist bei ihm und versorgt ihn. Ich habe ihn gefragt, was gesehen ist, aber er sagte nur, dass ich "zum Anfang" gehen solle. Ich versuche ihm zu erklären, was bei der Befreiung der Sklaven passiert ist. Als ich den Schamanen erwähne, meint er nur, dass er der Schamane sei, schon immer gewesen ist und auch immer sein werde. Zum Anfang solle ich gehen...tja und wo ist der? Darauf wollte er mir nicht klar antworten.

Ich werde mich mit meinen Gefährten besprechen...

Der Spuk ist vorbei, die Stimme in meinem Kopf ist verstummt. Wir befinden uns auf einem Luftschiff nach Märkteburg und ich fühle eine unglaubliche innere Ruhe in mir. Irgendetwas ist mit mir geschehen, nachdem mich Schwarzer Finger tätowiert hatte... aber lest selbst.

Nachdem ich meine Gefährten in dem Truxer-Dorf vom Gespräch mit dem Schamanen unterrichtete, diskutierten wir, wie seine Worte wohl zu verstehen seien. Wir kamen überein, dass wir in die Höhle zurück müssten, in der wir den Stein genommen haben (das geschah beim ersten Besuch der Höhle, an den ich nur rudimentäre Erinnerungen habe). Vermutlich hängen die Höhle, der Stein, ich und auch der Geist, der mich versuchte zu manipulieren zusammen.

Wir brachen also auf in das Kaer der Dschungelbewohner und schon als ich die Höhle betrat, hatte ich ein ungutes Gefühl. Kurz vor der ersten Engstelle mit den Pflanzen hörte ich die Stimme erneut. Sie warnte mich, dass wir hier drinnen den Tod finden würden. Ich versuchte die Stimme zu ignorieren und mich nicht verunsichern zu lassen, aber als ich in das Wasserloch fiel, übernahm die Wesenheit erneut Besitz von mir. Der unglaubliche Drang meinen Gefährten Farin, der vor mir im Wasser war, zu töten stieg in mir auf und ich konnte nicht anders, als diesem Drängen nach zu gehen.

Ich zückte meinen Dolch und stach unvermittelt auf den überraschten Farin ein. Wie ein wahnsinniger stach ich wieder und wieder auf dem Elfen ein. Glücklicher Weise schlossen Krom und Vaerg rasch zu uns und während Krom verzweifelt versuchte mich zu überwältigen, streckte Vaerg mich zwei wohl platzierten Schüssen nieder.

Als ich wieder zu mir kam, lag ich gefesselt und geknebelt neben Farin auf einem kleinen Sims. Ich muss Farin schwer erwischt haben, denn er war noch bewusstlos, kam aber den Passionen sei Dank schnell wieder auf die Beine. Die drei betraten die Kammer aus der sie den Stein geborgen hatten, kamen jedoch kurz darauf wieder zu mir. Offensichtlich waren wir hier falsch…

Es wurde dann entschieden, die Höhle wieder zu verlassen und den Stein aufzusuchen, der noch immer dort am Ufer dieses Flusses lag, wo wir die Sklaven befreit hatten.

Auf dem Rückweg durch das Kaer überkam mich plötzlich ein unbändiger Fluchtreflex, das Wesen hatte mir erneut seinen Willen aufgezwungen. Meine Fesseln waren gelöst, da wir gerade durch die schon erwähnte Abzweigung tauchten, als der Reflex einsetzte. Ich zwängte mich also durch die Gänge, drückte mich an den Gefährten vorbei und floh in den Wald. Dort rannte und rannte ich. Wie lange, kann ich nicht mehr sagen, als ich wieder bei Sinnen gewesen bin, senkte sich die Sonne und ich befand mich am Fluss unweit des Artefaktes... Die Gedanken des Wesens hatten mich immer weiter getrieben, mir geflüstert, dass alles bald vorbei sei, es bald geschafft sei. Sie hatten inzwischen die Stimme meiner Mutter angenommen und es wurde immer schwerer gegen die Stimme anzukommen. Meine Mutter wollte mir nie etwas böses, hielt immer zu mir auch als ich mich gegen den Weg entscheid, den mein Vater für mich ersonnen hatte. Wie konnte diese Stimme mir etwas Böses wollen? Aber irgendwo in meinem Herzen wusste ich, dass diese Stimme nicht echt war und ich gegen sie ankämpfen musste.

Dann wurde ich wieder des Artefaktes gewahr. Ich blickte mich nach meinen Gefährten um, von denen ich annahm, dass sie mich suchen würden, entdeckte jedoch niemanden. Ich entschloss mich dem Spuck ein Ende zu machen und ergriff das Artefakt...

Augenblicklich zog mich etwas in die Höhe und ich sah nur noch eine weiße Wand. Dann fand ich mich plötzlich auf einer Ebene wieder. Die Streitaxt steckte wie gewohnt in ihrer Scheide auf meinem Rücken, meine Schmerzen und Wunden waren wie weggeblasen. Vor mir stand mein Vater Demfour, bewaffnet mit Schild und Speer und hinter mir war meine Mutter Valeria, unbewaffnet. Die beiden umkreisten mich, so dass ich immer genau zwischen ihnen stand.

Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte ich wohl laut losgelacht, so ungewohnt und albern hätte Domfour in dieser Montur gewirkt. Aber nicht hier und jetzt.

Beide redeten auf mich, versuchten mich auf ihre Seite zu ziehen, behaupteten der jeweils andere würde versuchen "uns beide zu töten". Ich wusste nicht wem ich glauben sollte und versuchte, den jeweils anderen zu durchschauen, irgendeinen Hinweis zu ergattern, wer wohl die Wahrheit sagte und wer nicht. Irgendwann nahm meiner "Vater" mir die Entscheidung ab und schleuderte seinen Speer gegen meine "Mutter". Ich spürte wie schon im Kampf gegen das Luftschiff das Flehen um Beistand und opferte einen Teil meiner selbst, um die "Valeria"-Erscheinung zu schützen.

Ob der Attacke war ich nun geneigt meine "Vater" für das eigentliche Übel zu halten und attackierte ihn, aber er überzeugte mich, noch einmal die Wahrheit in "Valeria" zusehen. Ich bemerkte jedoch nichts. So ging es eine Weile hin und her, bis nicht mehr wusste, wem ich nun glauben sollte und den nächsten Angriff von "Demfour" einfach geschehen ließ. Meine Mutter krümmte sich vor Schmerz, veränderte sich jedoch nicht. Aber dieser Schmerzensschrei... hörte er sich nicht ganz nach dem schaurigen schreien des Baumwesens an? Meine "Mutter" bedrängte mich, endlich die Wahrheit zu erkennen, mein "Vater" würde uns töten und müsse vernichtet werden. Als ich mich nun auf ihre Seite schlug, huschte ein Ausdruck schmerzlichen Bedauerns über die Züge meines "Vaters". Ein Ausdruck, den ich nie zuvor bei ihm gesehen hatte und ich erkannte meinen Fehler. Den Hieb meiner Mutter, der nun folgte wehrte ich ab und da endlich nahm sie ihre wahre Gestalt an und verwandelte sich in das Baumwesen und drohte mir und meinem "Vater" mit unserer Vernichtung.

Es entbrannte eine harter Kampf zwischen uns dreien. Das ewige hin und her, als die Wahrheit noch verschleiert war, hatte mich viel Kraft gekostet und der letzte Kampf nun saugte auch das letzte bisschen Karma aus mir heraus.

Ich opferte meinem Vater so viel ich konnte und bezahlt mit unvorstellbaren Schmerzen dafür. Noch heute, knapp drei Wochen nach dem Kampf sind die Wunden deutlich erkennbar und eine dieser Wunden wird mich für den Rest meines Lebens begleiten...

...mein Vater geriet mehr und mehr durch das Wesen in Bedrängnis, er konnte nur noch parierend zurückweichend. Unfähig selbst anzugreifen, erwartete er den endgültigen Schlag. Als mir in dieser Situation das Wesen den Rücken zuwandte, setzte ich alles auf eine Karte. In einem Akt der Verzweiflung brachte ich mir selbst eine Wunde bei und bündelte die freigesetzten Energien und lenkte sie in meinen Angriff. Blind vor Wut hieb ich auf das Wesen ein so fest ich konnte. Einen gellenden Schmerzensschrei in den Ohren umfing mich die Ohnmacht...

An die nächsten Tage erinnere mich nur verschwommen. Etwas klopfte und stach an mir herum und plötzlich sah ich Schwarzer Finger, der mir sagte, alles sei vorbei und ich hätte meinem Vater Ehre erwiesen und sei nun für immer und ewig ein Krieger der Truxer... Dann fand ich mich auf einer Trage wieder und meine Gefährten waren bei mir und redeten auf mich ein. Krom fragte mich immer wieder ob ich laufen könne, was ich auch mehrfach versuchte, aber ob meiner Wunden schnell wieder aufgab.

Ich habe wohl auch versucht, den Leichnam des alten Schamanen zu bergen, der noch immer am Fluss lag. Wir mussten ihn dann jedoch zurück lassen, da der Transport von mir UND dem Alten einfach über die Kräfte meiner Gefährten ging. Wir stolperten erneut durch den Dschungel und wären fast der Hitze und Anstrengung erlegen. Immer wieder wurden einige von uns ohnmächtig. Das Wasser ging aus, ebenso die Nahrungsmittel. Die Bilder des letzten Kampfes blitzen immer wieder in meinem Kopf auf. Stimmen hörte ich zum Glück keine mehr. Unser Ziel war eigentlich das Dorf der Truxer, wir fanden es jedoch nicht. Durch eine glückliche Fügung des Schicksals konnte Krom uns dann jedoch zurück nach Port Gherrio führen, wo wir über das Lager der Arbeiter bzw. dessen Brunner herfielen wie die Wüstenfliegen über den Abgang einer Tundrabestie.

Auf Port Gherrio wurden wir in die Hütte des Heilers gebracht und ich wurde in Ketten gelegt. Dann tauchten irgendwelche Wachen in der Hütte auf und verlangte zu wissen, wer von uns der Besessene sei. Es folgte ein Wortgefecht zwischen der Wache und Krom, wie ich an der Stimme erkannte. Der Streit wurde jäh unterbrochen, als Gherrio selbst die Hütte betrat und Auskunft verlangte. Ich habe von dem folgenden Gespräch nicht viel mitbekommen, ich war froh etwas Ruhe zu bekommen und weiches Bett zu haben, die äußeren Umstände waren wir in diesem Moment egal.

Farin erklärte mir dann, dass wir nun vier Tage Zeit bekämen unsere Wunden auszuheilen, um dann unser Kunsthandwerk sprechen zu lassen. Zum Beweis, dass niemand befleckt ist... Vier Tage! Ich dachte das war mein Todesurteil.

Der vierte Tag und wie erwartet, ging es mir nicht wirklich besser. Die akuten Schmerzen waren dumpfen nachhaltigen Schmerzen gewichen. Meine Blutwunde pochte wie verrückt. Wir wurden auf das Deck geführt, wo schon alle versammelt waren...wie bei einer öffentlichen Hinrichtung...

Meine Gefährten bestanden ihre Proben alle anstandslos, als die Reihe an mir war. Kaum in der Lage zu gehen oder aufrecht zu stehen, versuchte ich eine dargereichte Laute zu halten. Selbst unter diesen Umständen spiele ich einfach nur unbeschreiblich schlecht, vermutlich hätte ich selbst angenommen, ich wäre befleckt. Die Menge wurde aufgestachelt und verlangte meinen Kopf. Farin versuchten sie wortgewandt davon abzubringen, während Krom sich langsam aber sicher einen Weg durch die Menge bahnte. Bevor die Situation eskalierte ergriff ich das Wort. Ich bestätigte, von einem Geist besessen gewesen zu sein. Ich gab an ihn siegreich bekämpft zu haben und dass ich dafür beinahe gestorben wäre und zahlreiche Wunden davon getragen hätte. Sollte meine Reise jetzt hier zu Ende sein, dann sei so. Es bereits ausreichend Blut vergossen worden. Ich versuchte all meine Überzeugung in die Ansprache zu legen und muss etwas bei Gherrio berührt haben, denn er unterbreitete uns einen Vorschlag. Er wird uns ziehen lassen, uns alle, aber wir müssten sofort aufbrechen. Eigentlich hätten uns noch 7.500 Silberlinge für die Entdeckung der Eber zugestanden. Dieses Geld aber würde der Kapitän eines Luftschiffes einfordern, um uns nach Märkteburg zu fliegen...

Ich blicke über die Ausläufer des Dschungels, die am Horizont verschwinden und frage mich noch immer, warum meine Gefährten auf diesen Vorschlag eingegangen sind. Sie hätten auch das Geld nehmen können und mich der Gnade Gherrios aussetzen können (das wäre die Alternative gewesen ... sie bekommen das Geld, aber ich werde hingerichtet).

Nach allem was vorgefallen ist, haben sie zu mir gehalten, obwohl sie mich kaum kennen und ich beinahe einem von ihnen den Tod gebracht hätte. Ausgerechnet er war es auch, von dem ich am Schluss den meisten Zuspruch erhalten hatte. Ich stehe tief in Farins Schuld und somit auch in der Schuld der anderen Gefährten. Sie hätten mehrfach die Möglichkeit gehabt, sich meiner zu entledigen, aber sie taten es nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ebenso gehandelt hätte wie sie... Und die Truxer? Wir haben ihr Dorf nicht gefunden und ich kann nur hoffen, dass ihnen geholfen werden konnte. Das Volk wird nun für ewig in meinem Herzen sein. Schwarzer Finger hatte mich gezeichnet und somit zu einem Krieger der Truxer erklärt. Seltsamer Weise wirkte sich dies auch auf die Farbe meiner Augen aus... sie sind jetzt Blau, so wie die von Schnelle Pranke. Ich werde sehen, was die Zukunft bringt, vielleicht erhalte ich irgendwann die Möglichkeit mich bei meinem Gefährten zu revanchieren...

Nun sind wir auf dem Weg nach Märkteburg. Es endet wo alles begann. Den Auftrag der Bibliothek konnten wir nur bedingt erfüllen, wir kehren zurück ohne ein Zeichen von Dromur. Ein Schriftstück hatte er uns nicht gegeben.

Ich hoffe meinen Eltern geht es gut.





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