Deutschlands Eliten werden seit Jahren in einer endlosen Litanei kritisiert: Maßlos, Unmoralisch, Gierig, Korrupt, das sind immer wiederkehrende Adjektive. Der Fall Zumwinkel ist da ein gefundenes Fressen. Einfache Antworten, plakativer Journalismus.

Nur wenige zeigen Verständnis und fragen nach Gründen, die so oft in der Kindheit liegen. Während das Prekariat von seinem Nachwuchs meist nicht mehr erwartet als die Fähigkeit, Bier zu holen, stehen die Kinder der Oberschicht unter erbarmungslosem Erwartungsdruck und erleben von Beginn an den brutalen Konkurrenzkampf um das Mehr, Schöner, Mächtiger. Selbst nach Jahrzehnten der Selbstausbeutung an der Spitze deutscher Vorzeigeunternehmen angekommen, reicht es doch nicht. Ein Bill Gates, ein Warren Buffett, ein Oligarch Deripaska oder Dubais Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum sind uneinholbar: Mit einem lausigen Jahresgehalt von 3 Millionen Euro müßte selbst ein ehrlicher Manager viele Jahrhunderte sparen, um in die Liga der wirklich Reichen aufzusteigen.

Ein einfacher Arbeiter aus den unteren gesellschaftlichen Schichten hat nicht einmal das Bewußtsein, um sich in diese prekäre Lage der oberen Zehntausend hineinzuversetzen, und dennoch ist das Leiden real und treibt die Verzweifelten in kriminelles Zwielicht. Denn während seit Jahrzehnten die Lage unterer Gesellschaftsschichten erforscht wird, gibt es kaum Studien zur Situation und zu den Nöten der obersten Schicht.

Und aus dem Grunde möchte ich humanitäres Neuland betreten und rufe zu einer gemeinnützigen Spendenaktion auf: Die Aktion Sorgenmanager. Wir werden die Spenden uneigennützig sammeln und den Vorständen der DAX-Unternehmen zukommen lassen. Wenn jeder Arbeitslose in Deutschland nur auf den Gegenwert von einem Kasten Bier pro Woche verzichtet, dann könnten wir auf die erstaunliche Summe von über 2 Milliarden Euro pro Jahr kommen, Geld, das unsere Elite dringend benötigt, um international endlich wieder salonfähig zu sein.

Und vielleicht könnten sie dann sogar wieder Steuern zahlen.