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Dramaturgie

Der Unterschied zwischen current version und current version:

§§Z§§u aller erst gilt die goldene Regel des Rollenspiels:

!Dramaturgie ist wichtiger als Logik

''Zitat Christian Neise''

Der Beweis kann in der erdrückenden Übermacht absolut unlogischer Leinwand-Action-Schinken schnell erbracht werden. Man muß als Master keine Weltsimmulation bis auf die Subatomare Ebene hin verkausalisieren. Was zählt, ist alleine der Unterhaltungswert. Eine gute Einleitung findet man im folgenden Text.

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__''Der folgende Text stammt ursprünglich von [http://alg-94.mur.at|http://alg-94.mur.at|http://alg-94.mur.at/lux/medientechnik3/ch_2-2.htm] und beschreibt die Dramaturgie im Spielfilm. Natürlich kann man das nicht eins-zu-eins auf das Rollenspiel übertragen - aber es gibt gute Hinweise.''__


Seit der Antike kennt man das Drama mit seiner Aufteilung in drei Akte. In Europa fand vor allem das 5-aktige Theater verbreitung. Im Spielfilm und TV-Serien haben sich 3, 4, 7-aktige, ja sogar 9-aktige Strukturen herausgebildet, doch die drei Hauptakte dienen immer noch als übergreifende Struktur: Exposition, Entwicklung und Auflösung oder Anfang, Mittelteil und Schluss.

[dramaturgischer Bogen.gif]

!!dramaturgischer Bogen

Jeder Akt hat ein anderes Zentrum. Die Bewegung von einem Akt zum nächsten wird normalerweise über eine Handlung oder ein Ereignis erreicht, das als Wendepunkt bezeichnet wird. Diese Schematisierung hilft dem Publikum, sich zu orientieren, und trägt dadurch dazu bei, die Handlung voranzutreiben und Spannung zu erzeugen (die Ausbildung unterschiedlicher dramatischer Strukturen wurde stark von der Fernsehindustrie bestimmt, da Werbeblöcke immer nach einem aufsteigenden Handlungsteil geschalten werden, um die Zuschauer nicht zu verlieren).

zu den Akten im Einzelnen:

!Exposition (10-15 min)

In den meisten Filmen beginnt die Exposition mit einem Bild. Mit einem Bild lässt sich in kurzer Zeit mehr aussagen als mit einem Dialog und es bildet den Rahmen in dem die Figuren zu agieren beginnen. Filme, die mit einem Dialog beginnen haben, es schwer und sind gefährdet unverständlich zu werden. Darüber hinaus kommt immer ein Teil des Publikums zu spät, sodass sich viele Drehbuchautoren gerne ein wenig Zeit lassen bevor sie in die Aktion einsteigen.

Als Beispiel das erste Bild aus Hitchcocks Fenster zum Hof.

Mit dem Anstoß steigen wir in die Geschichte ein. Der Anstoß ist eine Handlung oder ein Ereignis, welches den Zuseher in das Geschehen katapultiert, eine Explosion, eine Information die Aktion auslöst, ein Brief der ankommt, ein Zeitungsartikel etc. Im nächsten Teil der Exposition werden die Figuren, ihre Interessen / Motive, die Situation, der Ort und das Genre vorgestellt. Er steckt den Rahmen ab innerhalb dessen die Handlung spielen wird. In manchen Filmen wird der Anstoß bis an das Ende der Exposition hinausgezögert und die Zeit davor genutzt den Rahmen der Handlung abzustecken (Tootsie, Zurück in die Zukunft). In diesen Fällen kommt es zu einem starken Spannungsaufbau der sich in den zweiten Akt entlädt, es besteht jedoch die Gefahr, dass das Publikum ungeduldig wird und die Fragestellung nicht mitbekommt.

In der Exposition wird der Bogen zum Höhepunkt gespannt, eine Frage gestellt die mit der Klimax oder dem Schluss beantwortet wird. Oder sie stellt eine Situation dar, deren Auflösung Thema des Films ist. Ist die Frage einmal gestellt nimmt alles was in der Geschichte passiert darauf Bezug, die eigentliche Geschichte kann beginnen. In den meisten Filmen wird die gestellte Frage mit "ja" beantwortet.
I. Akt (15-20 min) - Entwicklung oder aufsteigende Handlung

Der erste Akt beleuchtet die Figuren genauer, erzählt die Vorgeschichte, stellt den Antagonist vor, vertieft alles in allem die Frage / den Konflikt. Parallel dazu wird die Geschichte in Schritten entwickelt. Der zweite Akt endet mit einem Wendepunkt, einer Wendung in der Handlung. Würde eine Geschichte von Anfang bis Ende geradlinig erzählt wüsste der Zuseher was ihn erwartet, er würde sich langweilen. Wendepunkte dienen dazu die Perspektive zu wechseln, ein anderes Spannungsmoment hinzuzufügen, das Risiko zu erhöhen, die Handlung in eine neue Richtung zu lenken. Im Vergleich mit dem I. Akt erhöht sich dadurch das Tempo und die Spannung im II. Akt.
II. Akt (40-60 min)

Der zweite Akt treibt die durch den ersten Wendepunkt bestimmte Handlung beschleunigt weiter auf den Höhepunkt zu, der nach dem zweiten Wendepunkt beginnt. In vielen Filmen wird der zweite Wendepunkt mit Hilfe einer "tickenden Uhr" erzeugt. Die HeldIn hat noch eine minimale Zeitspanne Zeit das Unheil abzuwenden oder so ähnlich. Oder er besteht in einem "schwarzen Moment", einer Situation die aussichtslos erscheint, es sich aber eine letzte Chance auftut oder der HeldIn die rettende Idee kommt.
III. Akt (10-15- min) - Höhepunkt / Klimax

Der Höhepunkt bringt die Lösung der Frage, die Auflösung des Konflikts, in vielen Fällen den Shootdown und wir wissen das alles wieder in Ordnung ist. Nach den Höhepunkt lässt die Spannung nach und das Publikum verliert das Interesse.
Schluss (sehr kurz)

In manchen Filmen bestehen noch offene Fragen, die zum Schluss erklärt werden müssen. Der Schluss ist jedoch sehr kurz zu halten, da das Interesse meist schon stark nachlässt. Er zeigt zuweilen auch wie es nach der Geschichte weitergeht, meist um die Wandlung die sich in den Figuren vollzogen hat zu verdeutlichen.

Als Beispiel eine Sequenz aus True Romace von Tony Scott.
Tragödie

I. Exposition


Führt den Zuseher in das Thema und die Figuren ein; Er lernt sie direkt oder indirekt kennen

II. Konflikt


Die Gegenspieler der HeldIn tauchen auf; Der Handlungsverlauf wird spannender und steigt an

III. Höhepunkt


Der Zuseher identifiziert sich maximal mit der HeldIn; Es erscheint als ob die HeldIn den Konflikt überstanden hätte.

IV. Peripetie


Abkehr oder Umschwung der Handlung, durch ein unerwartetes Ereignis wird der Niedergang der HeldIn eingeleitet.

V. Schluss


Am Schluss unterliegt die Hauptfigur; Sie nimmt ein tragisches Ende.

Aufbau von Momentum

Vor allem der erste und zweite Akt können endlos erscheinen. Starke Wendepunkte helfen zwar die Spannung zu halten sind aber oft nicht genug um die Zuseher bei der Stange zu halten. Momentum (Schwung, Dynamik) entsteht wenn eine Szene zur nächsten führt und diese wieder zur nächsten und so weiter, wenn eine Szene in der vorherigen angelegt ist. Sind die Szenen durch Ursache und Wirkung miteinander verbunden treibt das die Handlung weiter und es entsteht ein Sog, der zum Höhepunkt leitet. Natürlich darf das nicht durch den gesamten Film so sein, zu viel Dynamik ermüdet und außerdem würde Subtilität und Vielschichtigkeit verloren gehen. Idealerweise wechseln sich daher Szenen, die Momentum entwickeln mit ruhigen Szenenabfolgen ab in denen sich das Publikum entspannen kann und die in schneller Abfolge vorangetriebene Handlung verdauen kann. Tempo und Action alleine machen keinen spannenden Film.

Handlungen, die die Geschichte vorantreiben werden dramatische Handlungspunkte genannt. Es sind idealerweise Handlungen, nicht Dialoge, die eine Reaktion verlangen, die idealerweise wieder in einer Handlung besteht. Wendepunkte sind in diesem Sinn auch dramatische Handlungspunkte. Weitere dramatische Handlungspunkte sind das Hindernis, die Umkehrung und die Sequenz.
Das Hindernis

Das Hindernis zwingt die Figur eine Entscheidung zu treffen, eine neue Strategie zu wählen weil die bisher verfolgte nicht weiter führt. Das Hindernis bringt die Handlung für einen Moment zum Stillstand, dann geht die Figur um das Hindernis herum und die Handlung geht weiter. Die Geschichte wird nicht durch das Hindernis vorangetrieben, sondern durch die Entscheidung etwas anderes auszuprobieren. Hindernisse kommen zumeist in Kriminalfilmen, Thrillern und Actionfilmen aber auch in Liebesfilmen vor. Zu viele Hindernisse verlangsamen jedoch die Geschichte, man hat das Gefühl die Handlung wiederholt sich, die Geschichte entwickelt sich nicht.
Die Umkehrung

Die Umkehrung ist einer der stärksten dramatischen Handlungspunkte. Sie ändert den Verlauf der Handlung um 180°, vom Guten ins Schlechte oder umgekehrt. Während das Hindernis die Geschichte vorantreibt, indem es neue Entscheidungen erzwingt, ändert die Umkehrung die Richtung der Geschichte völlig, woraus sich eine komplett neue Entwicklung ergibt. Da die Umkehrung ein sehr starkes Momentum mit sich bringt braucht es selten mehr als zwei davon in einem Film.
Die Sequenz

Die Sequenz ist eine ununterbrochene Abfolge von Aktion/Reaktion Szenen. Manchmal bilden diese einen Handlungsstrang der in sich einen dramatischen Bogen mit Exposition, Entwicklung und Klimax beinhaltet ohne von einer Nebenhandlung unterbrochen zu werden. Sie sind relativ kurz, etwa 3 - 7 Minuten und haben enorm viel Momentum. Eine Sequenz wird gerne eingesetzt um den Beginn eines Films spannend zu machen (wie in vielen James Bond Filmen) oder um zu verhindern, dass der erste oder zweite Akt durchhängt.

Als Beispiel eine Sequenz aus True Romace von Tony Scott das auch als Beispiel für den dramatischen Bogen dient.
Haupt- und Nebenhandlungen

Eine gute Nebenhandlung erfüllt mehrere Funktionen. Einmal gibt sie dem Film Tiefe. Während die HeldIn der Hauptgeschichte damit beschäftigt ist zu handeln bietet die Nebenhandlung Platz handlungsferne Charakterzüge der Hauptfigur aufzuzeigen, weltanschauliche Themen zu behandeln oder Beziehungen zu durchleuchten. In vielen Filmen ist die Nebenhandlung interessanter als die Haupthandlung. Sie kann von fast allem handeln, obwohl Liebesgeschichten eindeutig am beliebtesten sind. Liebesgeschichten haben mehrere Vorteile. Einmal geben sie die Gelegenheit die Handlung zu verkomplizieren (der Held muss seine in Not geratene Flamme retten) weiter lässt sich einfach die weiche, menschliche Seite eines ansonsten erbarmungslosen Helds zeigen und sind sie der Aufhänger dafür Erotik zu zeigen. Nebenhandlungen bieten aber auch die Gelegenheiten von den Zielen, Träumen und Wünschen des ansonsten mit dem Vorantreiben der Handlung beschäftigten Protagonisten zu erzählen. Oder sie handeln von Themen wie Identität, der Suche nach sich selbst, der Entwicklung von Selbstvertrauen oder Selbstachtung.

Eine gute Nebenhandlung treibt die Haupthandlung voran, begleitet sie und nimmt auf sie Einfluss in dem sie sie kreuzt. In der Truman Show ist die Liebesgeschichte von Truman und Silvia ein sehr treibendes Moment. Durch Silvia erfährt er als erstes dass die Welt die ihn umgibt nur Schein ist und sie ist gleichzeitig sein Hauptmotiv auszubrechen, sie in Fidji zu suchen und zum Schluss die Show zu verlassen.
Blickwinkel / Erzählebenen

Eine Geschichte lässt sich aus einem oder mehreren Blickwinkeln erzählen. In den meisten Szenen wird sie aus der Sicht der ProtagonistIn erzählt, es gibt jedoch auch Filme die aus der Sicht mehrerer Figuren erzählt werden. Das Fenster zum Hof wird einzig und allein aus dem Blickwinkel des Fotografen L.B. Jeffries erzählt. Die Zuseher wissen in keinem Moment mehr als der Protagonist und gewinnen auch keinen anderen Blickwinkel auf das Geschehen im Hinterhof. Dadurch wird es die Geschichte des L.B. Jeffries und die Zuseher identifizieren sich ganz mit ihm.

Wird eine Geschichte aus der Perspektive mehrerer Personen erzählt erhalten die Zuseher einen umfassenderen, objektiveren und oft auch differenzierteren Blick auf das Geschehen. Anstatt sich ganz mit einer Person zu identifizieren sehen sie andere Elemente, die das Thema von einer anderen Seite beleuchten. Diese Art der Erzählung eignet sich vor allem für eine Erzählweise bei der die Entwicklung nicht durch Wissenserwerb oder die Lösung eines Rätsels vorrangetrieben wird sondern auf einer anderen Ebene stattfindet. Die Truman Show zum Beispiel wird aus der Sicht von Truman Burbank, dem Kontrollraum, der Weltöffentlichkeit und von Silvia erzählt und alle diese ProtagonistInnen haben eine andere Einstellung zur Fernsehserie "Truman Show". Sie decken jeder für sich einen Aspekt der Problematik einer solchen TV-Sendung ab und die Zuseher schlüpfen in all die Sichtweisen damit sie die Problematik auch in jedem Fall mitbekommen. Gleichzeitig entsteht dadurch eine gewisse Spannung. Dadurch das die Zuseher die Sicht aus dem Kontrollraum und der Zuseher kennen fragen sie sich zwangsläufig: wird Truman den Schein aufdecken? und: wodurch wird er draufkommen? Dieses Spannungselement kommt zum eigentlichen Ziel der Handlung, nämlich "wird er sich für die Scheinwelt oder für die Realität entscheiden" hinzu.

In Krimis oder Actionfilmen werden Erzählebenen exzessiv zur Spannungserzeugung genutzt. Dadurch dass die Zuseher in die Pläne der Gegenspieler eingeweiht werden erhöht sich die Spannung. Wie zum Beispiel in True Romance, in dem den Zusehern kurz vor dem ersten Wendepunkt klar wird, dass nun die Gangster wissen wo Clarence und Alabama hingefahren sind. Die Zuseher wissen nun dass die Beiden gejagt werden, wärend Clarence es nicht weis und dementsprechend keine Vorsichtsmaßnahmen ergreift. Aus diesem Konflikt wird ein großer Teil der Spannung im zweiten Akt des Films gewonnen.

Terminologisch sieht das so aus:

Erste Erzählebene: die Protagonisten wissen gleich viel wie die Zuseher

Zweite Erzählebene: die Protagonisten wissen weniger als die Zuseher

Dritte Erzählebene: die Protagonisten wissen mehr als die Zuseher

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