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Die Schlucht Der Gebrochenen

Der Unterschied zwischen version 1 und version 1:


§D§ie Schlucht der Gebrochenen bezeichnet einen Ort des
Leidens, der außerhalb Kratas in den frühen Ausläufern der
Tylon-Berge liegt. Alte, Kranke und Gebrechliche aus Kratas
ärmsten Vierteln werden dorthin gebracht, um anschließend

meist ihrem Ende durch Hunger und Kälte entgegen zu
dämmern. Die Schlucht ist ein natürlicher Einschnitt in das
schroffe Gelände, gut hundert Meter tief und vielleicht zwanzig
Schritt breit. Zu allen Seiten ist sie mit steil abfallenden
Wänden umgeben und für den, der an ihrem Grund angekommen
ist, gibt es kein Entrinnen mehr - für die meisten wird
sie so nicht nur zum steinernen Gefängnis, sondern auch zum
Grab.

An manchen Stellen wird die Schlucht so schmal, dass kaum
Sonnenlicht auf den Boden fällt, und so muss es dort unten oft
bitterkalt sein. Wenigstens bieten flache Höhlen den armen
Geschöpfen ein wenig Schutz und Geborgenheit.
Gäbe es nicht einige gute Seelen in Kratas, würden die
Gebrochenen in ihrem Gefängnis sicherlich verhungern. Aber
jede Woche erreicht ein Eselskarren den Rand der Schlucht,
und unter der Bewachung von zwei oder drei Anhängern der
Macht des Auges wird Essen, Holz und manchmal sogar ein
paar Lumpen zu den Siechenden hinabgelassen. Sie benutzen
dazu einen kleinen Lastenkran, der dauerhaft am Rand der
Schlucht errichtet wurde.

Auch Neuankömmlinge werden mit dem Kran auf den
Grund der Schlucht befördert. Manchmal kommt es vor, daß
sich Verzweifelte unten an den Kran hängen, um ihrem Leid
zu entfliehen. Wenn die Wachen das bemerken, durchtrennen
sie kurzerhand die Lastseile und der Kran stürzt in die Tiefe.
Heilern ist es gestattet, zu den Kranken in der Schlucht zu
gehen, aber es ist eine einfache Fahrt. Wer einmal in der
Schlucht ist, bleibt dort - ohne Ausnahme.

Es mag paradox erscheinen, daß Kratas eine Ansiedlung wie
Rand inmitten seiner Mauern duldet, seine Kranken und
Altersschwachen aber einem ungleich schlimmeren Schicksal
entgegensehen müssen. Man muß aber bedenken, daß die
Entlegenen für sich selbst sorgen und keine Hilfe in Anspruch
nehmen und sie sich freiwillig von den Kratraern fernhalten.
Die Bewohner der Schlucht hingegen sind meist Mitglieder
von armen Familien, die es sich nicht leisten können, einen
Kranken zu pflegen oder einen Alten durchzufüttern. Sie werden
von ihren Angehörigen einfach abgeschoben, unter dem
Vorwand in den Händen der Passionen seien sie besser aufgehoben
als in der Gosse der Stadt. Wenn sie erst fort sind, werden
sie schnell vergessen und sterben schließlich - allein.

Vor allem Namensgeber, die an unheilbaren oder ansteckenden
Krankheiten leiden, werden mit dem sogenannten
Leidwagen, einer vergitterten Kutsche, zur Schlucht gebracht.
Der Leidwagen wurde von Meister Loggarth gestiftet und
wird ausschließlich von seinen Bediensteten gefahren. Einmal
pro Woche macht er in Kratas die Runde und sammelt die
armen Seelen ein, die niemand mehr haben will.

;Hintergrundinformation:
Nicht alle, die in den Leidwagen eingeladen werden, landen in der Schlucht der Gebrochenen. Manche läßt Loggarth in sein Laboratorium bringen, um ihre Krankheiten zu studieren.


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